Enclos Paroissiaux – umfriedete Pfarrbezirke

Eine bretonische Sehenswürdigkeit die in keinem Reiseplan für eine Reise in die Bretagne fehlen sollte sind die umfriedeten Pfarrbezirke (franz. Enclos paroissial). Im 16. und 17. Jahrhundert wurden insbesondere im Nordwesten viele dieser, von einer Mauer umschlossenen (umfriedeten), Kirchengelände mit Friedhof gebaut. Vier charakteristische Bauwerke gehören zu einem Enclos:als Eingang dienten Triumphtore, zum Inneren gehören die Kirche , ein Beinhaus und ein Kalvarienberg. 

Die Triumphtore, auch Tor der Toten genannt, wurden oft aufwendig gestaltet. Oft muss man beim betreten der Pfarrbezirke noch eine senkrecht in die Tore eingelassene Steinplatte übersteigen. Sie sollten verhindern, dass Dämonen, die im Glauben der Bretonen sehr kleinwüchsig waren, ihren im  Pfarrbezirk beerdigten Vorfahren gefährlich werden konnten. Durchschritten einst Bretonen ein solches Triumphtor ließen sie den Alltag hinter sich und gedachten ihrer verstorbenen Familienmitgliedern oder begegneten Freunden.
Da die in den Pfarrbezirken liegenden Friedhöfe oft zu klein wurden und man für neue Bestattungen alte Grabstätten räumen musste baute man Beinhäuser um die exhumierten Knochen aufbewahren zu können. Diese Gebäude wurden später erweitert oder durch größere ersetzt. Einige wurden mit Schreinen versehen und dienten als Kapelle. Heute wird in ihnen oft die lokale Kirchengeschichte dargestellt.
Der Begriff Calvaire wird oft mit Kalvarienberg ins deutsche übersetzt. Mit einem Berg haben diese typisch bretonischen Bauwerke jedoch wenig zu tun. Der Begriff Calvaire entstand 1680 abgeleitet von couvaire (Schädel) und calvaire locus (Ort des Schädels) aus dem Kirchenlatein und ist gleichbedeutend mit dem hebräischen Golgatha (Schädelstätte) , der Stelle an der Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Am und auf dem Calvaire werden durch in Granit gemeißelte Figuren Ausschnitte aus der Passionsgeschichte dargestellt. Überragt werden alle Calvaires vom Kreuz Jesu, welches oft mit anderen gekreuzigten Figuren umgeben wird. 

Im Folgenden 3 besonders sehenswerte Pfarrbezirke.

St. Thégonnec

Man betritt den Pfarrhof durch das Triumphtor von 1587. Linkerhand findet man die Grabkapelle, das ehemalige Beinhaus dass von 1676 bis 1682 erbaut wurde. In der Krypta unter dem Altar ist die Grablegung Christi mit geschnitzten und bemalten Figuren aus Eichenholz dargestellt, die 1699 bis 1702 vom bretonischen Künstler Jacques Lespaignol geschaffen wurde. Hinten im Beinhaus befindet sich der Kirchenschatz mit Goldschmiedearbeiten, darunter ein Prozessionskreuz von 1610 aus vergoldetem Silber.

Der Calvair entstand 1610 und zeigt auf dem Sockel die Leidensgeschichte Christi. Darunter in einer kleinen Nische findet man den heiligen Thégonnec. Ein hohes Kreuz Christi mit figurentragenden Querbalken sowie zwei weitere Kreuze für die Schächer überragen den Calvair. 

Die ältesten Überreste der Kirche stammen von 1563 und sind im Turm am Giebel links vom Chor enthalten. Lange befanden sich die kleinen Gemeinden Thégonnec und Guimiliau im Wettstreit miteinander wer den prächtigsten Pfarrbezirk hat. Immer wieder wurden sie erweitert oder verschönert. 
  

Guimiliau

Der Name des kleinen Ortes setzt sich aus dem Namen des Heiligen Miliau und „Gui“, was soviel heißt wie Marktflecken zusammen. Miliau soll soll Prinz der Cornouaille gewesen sien und wurde im 6. Jahrhundert von seinem Bruder geköpft.

Auch hier betritt man den Pfarrbezirk durch ein Triumphtor. Besonders sehenswert ist der Calvaire der in der Zeit von 1581 bis 1588 gebaut wurde. Rund 200 Figuren stellen Szenen aus dem Leben Jesu Christi dar. Jedoch in willkürlicher Reihenfolge. Eine besondere Szene, die dem Catell-Gollet entnommen ist befindet sich über der Darstellung des letzten Abendmahls. Die Magd Katharina führte ein sündigen Lebenswandel, verschwieg ihn aber bei der Beichte. Eine ihrer schlimmsten Taten war der Diebstahl einer Hostie die sie ihrem vermeindlichen Liebhaber übergab, der aber in Wirklichkeit der Teufel war. Zur Bestrafung muss die Magd nun in der Hölle schmoren. Das Beinhaus aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist mit einer Außenkanzel ausgestattet von der aus der Pfarrer zu Allerseelen über Ankou (so wird der Tod genannt) predigen konnte.

Die im 16. Jahrhundert erbaute Kirche wurde im 17. Jahrhundert im Stil der Spätgotik und Renaissance umgebaut.  Besonders sehenswert ist die Südliche Vorhalle mit ihren Figuren, den zwölf Aposteln links und rechts, den reich verzieten Gewölben und den Reliefs. In der  Kirche selber steht links vom Eingang ein aus Eichenholz geschnitztes Taufbecken von 1675.  Die mittlere Altarwand ist dem Leben des hl. Miliau gewidmet.

  

Plougonven

Die Kirche im Pfarrbezirk von Plougonven stammt aus dem Jahren 1507 bis 1523 und wurde nach Plänen des Architekten Philippe Beaumanoir erbaut. Sie besitzt einen Turm mit einem Balkon. Das Beinhaus stammt aus 1532 der Calvaire aus 1554. Jedoch wurden alle Gebäude im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut und renoviert. Besonders ist dies am Calvaire zu sehen, der 1898 von Grund auf überarbeitet wurde. Der 4 m hohe Calvaire bildet ein Achteck und auf zwei Gesimsen zeigen Figuren Szenen aus dem Leben Christi. 

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